Voraussetzungen für erfolgreiche Improvisation

Improvisation in der Mediation - 2 Teil

Teil 2: Kreative Freiräume in der Mediation

In Teil 1 haben wir die Bedeutung der Improvisation in der Mediation und die Notwendigkeit einer strukturierten Vorgehensweise erläutert. Nun vertiefen wir die kreativen Freiräume, die unkonventionelle Ansätze und Methoden bieten, um Mediatoren/innen zu helfen, flexibler und effektiver zu agieren.

Verständnis für Konfliktdynamiken

Um in der Mediation erfolgreich improvisieren zu können, bedarf es einer soliden Grundlage – ähnlich wie beim Musizieren. Mediatoren/innen sollten die Mechanismen der Konfliktsteuerung verstehen:

  • Verständnis der Balance im Konfliktsystem: Mediatoren entwickeln dazu ein tiefes Verständnis der Konfliktdynamiken und Beziehungen zwischen den Parteien.
  • Vielfalt der verfügbaren Methoden: Wie ein Musiker verschiedene Töne spielt, haben Mediatoren eine Vielzahl von Interventionsmethoden internalisiert und wenden diese spontan und angemessen im Verfahren an.
  • Neugier und Experimentierfreude: Kreativität und die Bereitschaft, außerhalb des gewohnten Rahmens zu denken und zu agieren, sind entscheidend für individuelle Lösungen.
  • Verstehen der tiefen emotionalen Dynamik von Konflikten: Ein tiefes Verständnis der emotionalen und psychologischen Aspekte des Konflikts ist essenziell.

Unkonventionelle Ansätze und Interventions-Methoden

Nutzung von Metaphern und Geschichten

Metaphern und Geschichten können helfen, abstrakte Konflikte greifbarer zu machen und emotionale Themen zugänglicher zu gestalten. Mediatoren können die Parteien dazu ermutigen, ihre Konflikte und Gefühle in metaphorischer Form darzustellen. Dies ermöglicht den Parteien, komplexe und emotionale Themen auf eine zugänglichere Weise zu betrachten und zu kommunizieren.



Metaphern und Geschichten im Mediationsprozess

Rollenspiele und Perspektivwechsel

Durch Rollenspiele können die Parteien die Perspektive(n) des/r anderen einnehmen und den Konflikt aus einer neuen Sichtweise betrachten. Diese Technik fördert das gegenseitige Verständnis und kann neue Lösungsansätze eröffnen. Rollenspiele haben mehrere Vorteile:

  • Empathieförderung: Indem die Parteien die Perspektive(n) des/r anderen einnehmen, entwickeln sie ein tieferes Verständnis und Mitgefühl für die Position und Emotionen des Gegenübers.
  • Selbstreflexion: Das Nachspielen von Konfliktsituationen ermöglicht es den Parteien, ihr eigenes Verhalten aus der Sicht des anderen zu sehen. Dies kann zu neuen Erkenntnissen über die eigenen Handlungen und deren Auswirkungen führen.
  • Kommunikationsverbesserung: Rollenspiele bieten einen sicheren Raum, um verschiedene Kommunikationsstrategien auszuprobieren und wahrzunehmen.
  • Kreative Lösungsfindung: Durch das Einnehmen neuer Rollen und Perspektiven sind die Parteien in der Lage, innovative und kreative Lösungen für den Konflikt zu entwickeln.

Techniken wie Spiegeln und Loopen

  • Spiegeln: Wiederholen des Gesagten, um sicherzustellen, dass die Gefühle und Perspektiven der Parteien (richtig) verstanden werden. Dabei wird das bereits Gesagte paraphrasiert und besonders die damit verbundenen Gefühle des/r Sprechenden betont.
  • Loopen: Paraphrasieren des Gesagten, um das Verständnis zu überprüfen und Klarheit zu schaffen. Loopen konzentriert sich mehr auf den Inhalt und die genaue Bedeutung der Worte, anstatt auf die emotionalen Untertöne.






Unterschiedliche Sichtweisen durch zirkuläre Fragetechniken

Das Einbringen zirkulärer Fragen unterstützt dabei, die Dynamiken und Beziehungen innerhalb des Konfliktsystems besser zu verstehen. Zirkuläre Fragestellungen zielen darauf ab, die Parteien dazu zu bringen, die Perspektiven der anderen Beteiligten – auch jener Personen, die nicht unmittelbar am Konflikt beteiligt aber doch für das Konfliktsystem relevant sind - einzunehmen und die Auswirkungen ihrer eigenen Handlungen zu reflektieren.

Beispiele für zirkuläre Fragen könnten sein:

  • „Wie glauben Sie, wirkt Ihr Verhalten auf die andere Partei?“
  • „Was denken Sie, wie Ihre Kollegin diese Situation wahrnimmt?“
  • „Welche Reaktion erwarten Sie von Ihrem Vorgesetzten, wenn Sie Ihren Vorschlag umsetzen?“

Zirkuläre Fragestellungen sind besonders nützlich, um die wechselseitigen Einflüsse und Interaktionen im Konflikt sichtbar zu machen. Sie helfen den Parteien, die Beziehungsmuster und Dynamiken im Konflikt besser zu verstehen und eröffnen neue Perspektiven, die zu konstruktiven Lösungen beitragen können.


Kreative Unterbrechungen und visualisierte Dynamiken

In Teil 3 werden wir das gezielte Einsetzen von Pausen und Unterbrechungen sowie die Integration von Skulpturarbeiten besprechen und wie diese Methoden den Mediationsprozess unterstützen können. Zudem werden wir die zentralen Aspekte der drei Teile zusammenfassen und die Bedeutung der Improvisation in der Mediation abschließend betrachten.

Wir freuen uns darauf, Ihnen auch im nächsten Newsletter praktische und innovative Methoden vorzustellen, die Ihre Mediationspraxis bereichern können.



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